wenn du Sie nicht überzeugen kannst, verwirre Sie!: August 2006

Mittwoch, August 16, 2006

Renovieren mit dem Azubi

Ist 'n lahmer Tag. Zeit die alten Geschichten abzuarbeiten.

Vor doch schon einiger Zeit ackerte ich mal in einer Bude als "technische Assistentin". Anders gesagt, ich war dafür zuständig, daß der ganze Computermurks zumindest irgendwie am Laufen blieb (da werd ich bei passender Gelegenheit mal die eine oder andere Story auspacken).
Nun, da ich irgendwann mal dezent anmerkte, es wäre gegebenenfalls, unter Umständen, durchaus zumindest etwas wünschenswert, wenn ich dabei etwas Unterstützung bekäme (wenn die Durchschnittswoche so bei 60 Stunden hat ist das nicht so entspannend, auch bleibt doch etwas liegen), wurde mir der Firmenlehrling zur Seite gestellt. Der sollte ja auch was Sinnvolles lernen.

Nun, die Reinigung des Laserdruckers stand an. Wiiiichtiges Gerät, noch wichtiger, daß da alles picobello sauberer rauskommt, weil (Cheffe, erhobener Zeigefinger, wichtiges Gesicht) "das ist die Visitenkarte unseres Unternehmens". Leider war's nicht mehr wirklich der neueste. Ein Farblaser der ersten Generation, er hatte die Größe und den Stromverbrauch einer Kleinstadt, noch mit "losem" Toner zu befüllen (da gab's so Plastikboxen, die Du auf die Nachfüllöffnung aufgesetzt hast und mit dezentem Klopfen hast den Toner dazu überredet, in den Drucker zu rieseln. Bete, daß sie beim Ansetzen sitzt sonst kippst Du den Toner in Deine Turnschuhe).
Und da das Teil nach einiger Zeit immer wieder mal irgendwelche Kleckse auf das Papier zauberte, weil sich immer wieder mal Tonerstaub irgendwo zusammensammelt, rückte ich dem Teil immer wieder mal mit Preßluft zu Leibe. Najo, das bringt der Azubi doch auch, oder? Außerdem wird ihm das sicher auch gefallen, darf man doch in teuren Geräten mit anderen Geräten die "Zisch" machen rumpfuschen. Jedenfalls spannender als seine übliche Tätigkeit, irgendwelche Postwurfsendungsumschläge einsackeln, anlecken, zukleben (wennst mal 10.000 Stück von sowas zusammenkleistern durftest und TROTZDEM geistig gesund bleibst hast was falsch gemacht).

Also, Azubi die Pressluftpistole in die Hand gedrückt, erklärt worum's geht, gezeigt wie er danach 'n Testdruck macht und ihn mal werken lassen. Azubi war glücklich, ich auch.
'ne knappe halbe Stunde komm ich zurück und will mal gucken was unser Putzteufelchen so macht. Ich komme gerade ins Zimmer als ich folgendes Bild sehe:

Lehrling mit Pressluftpistole in der Hand.
Spitze der Pistole steckt im Füllstutzen vom Tonerbehälter.
Vom VOLLEN Behälter.
Vom OFFENEN VOLLEN Behälter!

Kennt Ihr die Momente, die wie in Zeitlupe ablaufen? Ich sehe mich die Hand heben, den Mund öffnen, Unartikuliertes von mir geben in der Hoffnung es könnte ihn davon abhalten zu tun was er beabsichtigt, doch zu spät. Sein Finger krampft sich um den Auslöser der Pistole. Der Toner reagiert wie erwartet, er detoniert wie ein Viertelkilo C4.
Nachdem sich der Staub des Bombeneinschlages gelegt hatte konnt das Gesamtbild der Verwüstung in Augenschein genommen werden.
Der Lehrling war schwarz, akzentuiert von lustigen kleinen Farbtupfen.
Die Wand auch.
Der Boden auch.
Machen wir's kurz, DAS ZIMMER auch.
Der Inhalt des Toners (tags zuvor neu befüllt) wurde durch knapp 5 bar auf einer Fläche von rund 10 Quadratmeter auf das Feinste verteilt. Der (vorher) gelbe (und nachher gelb-dunkelbraun-schwarze) Teppich im Raum gab der ganzen Katastrophe lediglich 'ne zusätzliche Facette. Süß war allerdings als der Lehrling, wohl im Bemühen seinen Fehler zu bereinigen, anfing, mit der Pustepistole über den Teppich zu husten.
Seine Entschuldigung: "Aber da klebte so viel Toner (nona, da wird auch eingefüllt), und da dachte ich, das gehört auch gereinigt, und da da drin noch mehr Toner klebte (nona, da wird er auch aufbewahrt) dachte ich, da muß man halt auch blasen..."
Die Visitenkarte unseres Unternehmens war jedenfalls zu einem schwarzen Kasten mit dezenter Farbsprenkelung degeneriert. In Kurz: Die Kiste war absolut im Klo. Zu retten war nix mehr, auch wenn Lehrling und ich einen halben Tag versucht haben, durch gut zureden, streicheln und sanftem Beblasen mit der Luftpistole das Teil dazu zu bewegen etwas anderes als vollkommen versaute Blätter auszuspucken.

Eigentlich sollt ich ihm dankbar sein, weil er mir damit (endlich!) einen neuen Farblaser beschert hat, der nicht mehr gekleckst hat. Vielleicht war's doch fies von mir dem Lehrling einzureden, er kriegt das Zeug am besten mit extrem heißem Wasser und kräftig rubbeln wieder runter. Jedenfalls hatten wir die nächsten paar Tage einen ausgesprochen "farbigen" Azubi.